Fort von Liebesdramen springen wir nun zur besten
Grusel-Satire, die ich je zu lesen bekam. Bei diesem Text von 1900 "Die
Rabenklippen" von Heinrich Seidel habe ich nur einen Refrain ergänzt. Den
Text halte ich für "perfekt schräg". Er soll so bleiben.

Auf den Rabenklippen
bleichen Knabenrippen,
und der Mond verkriecht sich im Gewölk.
Rings im Kreise schnattern schwarze Ringelnattern
und der Uhu naht sich mit Gebölk.
Mit den Tatzen kratzen
bleiche Katzenfratzen
an dem Leichenstein der Modergruft.-
furchtbar, schrecklich, gräßlich, greulich, eklig, häßlich
tönt ihr Wehgewinsel durch die Luft.
Refrain:
Rabenklippen, Ende der
bekannten Welt,
wo mancher Dichter im Reimstrudel zerschellt,
wo mancher Reimer, gekommen als lieber Träumer,
dem Bösen verfällt, dem Bösen verfällt.
Tief im Moore brodelt´s
und im Chore jodelt´s
In die rabenschwarze Nacht hinaus;
keine Brandungslücke, keine Landungsbrücke
gibt´s in diesem Meer voll Schreck und Graus!
Selbst ein dummer Stänker
wird zum stummen Denker,
Wenn er so viel Grauses hört und schaut.
Trinkt noch schnell `nen Bittern, sinkt zur Stell mit Zittern
mit `ner Kreidehaut ins Heidekraut.
Refrain
Hallo ihr tollen Zecher,
hebt die vollen Becher
Besser sitzt es sich doch hier beim Wein,
Als auf Rabenklippen, wo die Knabenrippen
Bleichen in des Neumonds finsterm Schein. |